Nach dem Beitrag zu möglichen Vorteilen, schaue ich heute mal genauer auf die Nachteile von Synästhesien.
Vorweg der Hinweis:
Jeder Synästhetiker nimmt seine Synästhesien anders wahr. Die folgenden Punkte können also für einen Synnie als Nachteil gesehen werden, müssen aber nicht.
Los geht’s:
Allgemeine Nachteile
Mit allgemeinen Nachteilen ist gemeint, dass diese unabhängig von einer spezifischen Synästhesie-Art auftreten. Auf die spezifischen gehe ich weiter unten ein.
1. Ein starker synästhetischer Eindruck kann überwältigend sein
In vielen Fällen kann ein starker synästhetischer Eindruck die Konzentration oder den Denkfaden so stören, dass man abgelenkt oder innerlich unterbrochen wird.1
Ein Beispiel, das mir in einer Prüfungssituation passiert ist:
Der Prüfer links gegenüber von mir hatte einen Kugelschreiber in der Hand. Die Feder drückte er in unregelmäßigen (!) Abständen immer wieder auf und ab. Dieses Klicken war als Bild so riesig, dass es mein eigenes Sprachbild überlagerte und ich jedesmal meinen Gedankenteppich verlor. Mir gelang es nicht, mich nur auf die entscheidende Wahrnehmungsebene zu konzentrieren.
Durch meine Anspannung waren alle Antennen irgendwie offen. Diese Klick-Bilder des Kugelschreibers waren von riesigem Ausmaß. Viel größer als wenn ich das Geräusch einfach nur im Alltag wahrgenommen hätte.
Natürlich kennen das auch Nicht-Synästhetiker. Etwas ist so störend, dass die Konzentration unterbrochen wird. Dazu gibt es einen interessanten kurzen Artikel auch für Nicht-Synnies.
Für Synästhetiker sind es aber oft weitaus subtilere Reize, die eine solche Unterbrechung hervorrufen können. Es kann sein, dass mehrere Wahrnehmungsebenen um Aufmerksamkeit buhlen. Auf diese Weise können auch Situationen entstehen, die so überwältigend sind, dass es auch mal brenzlig werden kann.
Eine Synästhetikerin hat zum Beispiel bei einem Treffen einmal erzählt, dass der Duft von Kaffee charakteristisch bei ihr ein Blauton hervorruft. Diese blaue Farbe überdeckte dann das untere Drittel ihres Sichtfelds. Die Projektion war so dicht, dass sie in dem Bereich tatsächlich nichts mehr sehen konnte. Die volle Sicht hatte sie erst wieder, wenn sie den Kaffee nicht mehr roch. Im Straßenverkehr ist so was sicherlich keine angenehme Situation.
2. Allgemeine Überreizung
Hier meine ich in Abgrenzung zu Punkt 1 das Aufnehmen vieler Reize über einen längeren Zeitraum.
Typisch wären zum Beispiel Parties, Großveranstaltungen, Disko-Besuche, ein Shopping-Nachmittag. Situationen also, in denen zahlreiche Reize und Informationen auf einen einprasseln und denen man sich nicht so leicht entziehen kann. Diesen Punkt nennen viele Synnies als Nachteil.
Bei mir betrifft das vor allem den Bereich des Hörens. Wenn etwas im Übermaß ankommt. Akustisches Dauerfeuer eben.
Also viele und laute Geräusche, Stimmengewirr, dröhnende oder sich überlappende Musik, Straßenverkehr, heller klirrender Lärm oder sehr viele unterschiedliche Geräusche zusammen auf einmal.
Ich sehe die entsprechenden synästhetischen Bilder dazu. Je lauter die Geräusche, desto größer sind die Bilder. Sie kommen dann auch mal sehr nah an meinen Körper oder durchdringen mich sogar. Das kann unangenehm sein.
(Hier meine ich nicht eine eventuelle Hochsensibilität, sondern das Synästhesie-Typische, in meinem Fall: das Zuviel an Bildern)
Erholung planen
Natürlich gehe ich einkaufen, möchte Freunde treffen oder mal ein Konzert besuchen. Das mache ich auch. Aber ich kann die Häufigkeit von anstrengenden Aktivitäten beeinflussen und mir auch bewusst Zeit einplanen, die ich mir danach nehme, um Reize wieder abzubauen und mich zu erholen.
„Reize abbauen“ habe ich das auch als Jugendliche schon für mich genannt. Da starre ich dann schon mal einige Zeit lang nur die weiße Wand an und gucke. Das ist wie eine Art Fernsehen, ein Nachbetrachten. Die Bilder können dann (nochmal) kommen und wieder gehen. Und das tut gut.
Heute achte ich mehr auf mich als früher. Trotzdem habe ich auch mal schlechte Tage oder es ist einfach zu schön, um schon zu gehen.
Dann brauche ich schon mal ein paar Tage, um mich wieder herzustellen. Das lässt sich in der Regel aber gut planen. Oder ich sage Termine eben ab, weil ich eine Verabredung mit mir selbst habe und die Zeit brauche.
Bei anderen Synnies können natürlich andere Synästhesien im Vordergrund stehen: Jemand, der Gerüche als Berührungen spürt oder jemand, der Bewegungen hören oder schmecken kann.
Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn man sich die verschiedenen Synästhesie-Arten anschaut!
Wie sehr mich stressige Situationen mitnehmen, hängt natürlich auch von der Tagesverfassung ab. Zumindest ist das bei mir so. Wenn ich fit, ausgeschlafen und in positiver Stimmung bin, vertrage ich anstrengende Situationen einfach besser. Reize treffen mich mehr oder schneller, wenn ich mich nicht fit fühle. Das dürfte aber bei den wenigsten Menschen anders sein ;- )
3. Es herrscht Erklärungsbedarf
Positiv ist, dass das Phänomen der Synästhesie in der Gesellschaft immer bekannter wird. Die Leute haben vielleicht schon mal irgendwo davon gehört oder gelesen. Trotzdem hat sich nicht jeder eingehender damit beschäftigt, bzw. kann sich vorstellen, was Synästhesie eigentlich ist.
Dazu kommen die vielen verschiedenen Ausprägungen. Selbst unter Synnies mit derselben Synästhesieform gibt es so gut wie nie die gleichen Wahrnehmungen.
Wenn ich mich „oute“ oder unbewusst im Gespräch etwas Synästhetisches einfließen lasse, muss ich es meistens erklären.
Das mache ich gerne, wenn wirkliches Interesse besteht. Manchmal merke ich aber auch, dass mein Gegenüber gerade darüber grübelt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt..
4. Einsamkeit und Fremdheitsgefühl
Das ist wahrscheinlich das Schöne und Befreiende an Synästhetiker-Treffen:
Du kannst einfach drauflos erzählen und keiner schaut Dich komisch an. Ganz egal, ob Du gerade begeistert erklärst wie der Name Deiner Schwester schmeckt und warum Du einen bestimmten Spülschwamm so toll findest.
Oder wie Du Dich einen Nachmittag in ein Kämmerlein gesperrt hast, um die exakten Töne von einer Käsesorte herauszufinden und zu notieren (ein kleiner Gruß ;))
Vor allem Kinder teilen ihre Eindrücke gerne und oft mit ihrem näheren Umfeld. Und sie gehen davon aus, dass auch andere die Welt so sehen wie sie.
Wenn sie wegen ihrer Wahrnehmungen häufig auf Unverständnis stoßen oder sogar für durchgeknallt gehalten werden, wägen sie irgendwann ab, ob sie etwas von sich erzählen. Sie werden vorsichtiger.
Manche Kids machen eine Art Freundschaftstest daraus:
„Wenn meine Freundin mir nicht glaubt, möchte ich nicht mehr mit ihr befreundet sein“.2
Synnies merken häufig schon früh, dass nicht jeder ihre Wahrnehmung teilt. Dabei wissen die meisten im jungen Alter noch gar nichts von Synästhesie.
Viele fühlen schon mal fremd und irgendwie allein mit ihrer Welt. Das kann ein Gefühl von Einsamkeit hervorrufen.3 Eine große Hilfe ist es vielen Synästhetikern, wenn sie schließlich von Synästhesie erfahren.
Nachteile bestimmter Synästhesie-Arten
Bei über 80 verschiedenen Synästhesie-Arten gibt es auch sehr viele Situationen im Alltag, die für Synnies einfach „zuviel“ sind und als Nachteil empfunden werden können.
Hier sind einige Nachteile, die häufiger von Synästhetikern einzelner Synästhesieformen genannt werden:
5. Irritationen, wenn Farben nicht passen
Das ist eins der typischsten Beispiele:
Jeder Synästhetiker, der Buchstaben, Zahlen, Wochentage usw. in Farben sieht, hat seine ganz eigenen Farbnuancen. Das bedeutet, dass das Farbset eines Synästhetikers nie absolut mit den Farben eines anderen Synästhetikers identisch ist.
Der eine sieht das „B“ in Dunkelblau, der andere in Violett. Selbst wenn das „A“ bei vielen Synnies Rot sein sollte, wird selten das ganze Alphabet farblich übereinstimmen.
Farb-Graphem-Synnies sind die Farbe Schwarz in der Regel als Schriftfarbe zum Lesen gewohnt. Für mich ist dieses Schwarz neutral und ich kann damit gut umgehen. Meine Synnie-Farben kommen einfach dazu, bzw. oben drauf.
Schwierig kann es werden, wenn etwas in bunten Farben geschrieben steht und dann nicht mit „meinen“ Farben übereinstimmt. Ich muss dann kurz umdenken.
Du kennst bestimmt diese Stroop-Tests mit den eingefärbten Worten, die nicht mit der beschriebenen Farbe übereinstimmen.
Wenn Du versuchst, schnell die Farbe der folgenden Wörter zu nennen, kann es sein, dass Du etwas länger brauchst:
Das irritiert nämlich auch Nicht-Synnies und ist in etwa vergleichbar ;- )
Diese Art der Verwirrung mit der „falschen“ Farbzuordnung kann auch in anderen Fällen auftreten, wie ich zum Beispiel hier bei der Farb-Graphem-Synästhesie beschrieben habe.
Beispiele:
a) U-Bahn-Linien sind ja nach U1, U2, U3 nummeriert. Und damit man auf dem Plan die Linien besser erkennen kann, hat jede Linie ihre eigene Farbe. Für Synästhetiker, die Zahlen in Farben wahrnehmen, passen die Linienfarben so gut wie nie zu den eigenen synästhetischen Zahlenfarben. Da steht man dann schon mal etwas länger davor.
Welche Farbe hatte die U-Bahn nochmal auf dem Linienplan?
b) Auch für Kinder mit Farb-Graphem-Synästhesie kann dieser Umstand irritierend sein, wenn die Farben ihrer Zahlen z.B. nicht zum Rechenergebnis passen. Ein Beispiel für ein Kind, das folgende Zuordnung hat:
2 = Gelb
5 = Blau
Zusammengezählt ist das Ergebnis 7.
Für das Kind ist:
7 = Rot
Wenn man wie im Kunstunterricht Gelb und Blau aber mischt, entsteht daraus ein Grün. Und die 7 ist für das Kind eben Rot, und nicht Grün.4
Hier fällt es vor allem Kindern nicht immer einfach (zumindest für die Schule) den eigenen Drang nach Stimmigkeit zu überwinden.
6. Unangenehme Synästhesien
Ja, es gibt sie:
In seltenen Fällen können Aspekte von Synästhesien tatsächlich als unangenehm oder widerlich empfunden werden.
Auch Attribute von Mitmenschen können Auslöser von unangenehmen Synästhesien sein. Obwohl die betreffenden Personen gar nichts dafür können. Das geht in seltenen Fällen sogar soweit, dass bestimmte Menschen gemieden werden.
Ein berühmtes Beispiel hat schon vor Jahren der Engländer James Wannerton gegeben. Er schmeckt Buchstaben, bzw. Wörter. Für ihn schmeckt der Name Derek nach ekligem Ohrenschmalz. Sein Kind würde er demnach niemals Derek nennen. Zum Glück gibt es aber auch „leckere“ Wörter in seinem Repertoire.
Weitere Beispiele:
a) Eine Frau hatte aufgehört, den Gottesdienst in der Kirche ihrer Eltern zu besuchen. Sie wollte sich einfach „nicht mehr mit [deren] grausam aussehender Musik quälen“.5 Den Grund hat sie ihren Eltern nicht wirklich sagen können.
b) Gerade bei der Synästhesie-Form OLP berichten viele Synnies von Zahlen- und Buchstaben-Kombinationen, die ihnen Unbehagen hervorrufen, weil sie einfach nicht zusammen passen („das geht gar nicht“). Wie das genauer aussehen kann, habe ich hier im Artikel zu OLP beschrieben.
7. Beim Lernen: Wenn Aussprache nicht zur Schreibweise passt
Viele Farb-Graphem-Synästhetiker sind sehr gut in Rechtschreibung. Sie nehmen zusätzlich zu den Wörtern und Buchstaben noch einen Farb- oder Bildeindruck wahr, der ihnen beim Erinnern der korrekten Schreibweise hilft. Ein Fehler springt dann oft förmlich ins Auge, weil etwas am Bild nicht stimmt. Diese Bilder machen es wiederum einfacher, Vokabeln zu lernen. Die meisten Farb-Graphem-Synästhetiker „sehen“ ihre Bilder auch, wenn sie Sprache und Wörter nur hören.
In dem Fall kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn ein Wort anders ausgesprochen wird als man es schreiben würde.
Wenn ich einen unbekannten Begriff in einer Fremdsprache zwar höre, aber die Schreibweise noch nicht gesehen habe, dann speichere ich eher das Lautbild ab. Es irritiert mich, wenn ich später sehe, dass die Schreibweise nicht zum Lautbild passt.
Das dürfte vielen bekannt vorkommen, die etwa mal Französisch gelernt haben:
Ein gesprochenes „O“ kann zum Beispiel „eau“, „au“, „ot“ oder „o“ geschrieben werden.
Das synästhetische Phonem-Bild passt hier nicht zum Graphem-Bild.6
Du siehst dann beim Sprechen z.B. die Farbe Hellblau für das „O“, musst dich dann im Geschriebenen aber noch mit z.B. Rotgrau für „AU“ auseinandersetzen. Damit entstehen zwei Bilder und das kann beim Lernen etwas verwirrend sein bis Du Dich daran gewöhnt hast.
Wie ist das bei Dir?
Gibt es etwas, das Du als Synnie als Nachteil empfindest?
Oder kennst Du jemanden, für den seine Synästhesie manchmal eine Herausforderung ist?
Schreib mir, wenn Dir noch etwas einfällt. Gerne auch zu den selteneren Synästhesien, die nicht in den häufigsten Top 25 auftauchen.
- vgl. http://www.sussex.ac.uk/synaesthesia/faq#advans
- vgl. Cytowic 2018: 166 ff.
- vgl. Simner/Hubbard 2013: 463 ff.
- vgl. Beispiel v. Day 2016: 49
- vgl. Cytowic 2018: 168 ff.
- vgl. auch Simner/Hubbard 2013: 175
Husi-Mattes Verena meint
Ich bin 77Jahre alt und habe erst kürzlich, aus einem Kriminalroman erfahren, dass es für etwas,das ich seit meiner Kindheit kenne, einen Namen gibt.
Ich sehe vor allem bei Namen Farben , wie Strichcodes, aber beweglichen Strichen.
Wenn ich sie dann zeichne, verändert sich das Bild nochmals.
So bin ich dabei, die Namen meiner 5 Enkelinnen zu zeichnen und freue mich über ihre Buntheit.
Als ich ein Kind war, fragte ich meiene Mutter, warum das Grün des Vaters, der Eugen hies, dunkler sei als das Grün meines Bruders Eugi. Ich insistierte bis meine Mutter mich schweigen hiess. Da dachte ich, etwas ist mit mir nicht in Ordnung und sagte nie mehr etwas über meine Wahrnehmungen. Heute bereichert sie aber mein Leben.
Heike meint
Hallo Verena,
es ist nie zu spät, zu erfahren, dass man zu den Synästhetiker gehört. Herzlich willkommen!
Darf ich fragen, welcher Kriminalroman das war?
Ich sammle ja auch Bücher, die mit Synästhesie zu tun haben (siehe die Liste mit Büchern).
Das mit den Strichcodes habe ich persönlich nicht, kenne aber eine Synästhetikerin, die auch schon von Strichcodes erzählt hat.
Ich kann meine Synästhesien nicht gut auf Papier bannen. Eben auch, weil es sich beim Festhalten leicht verändert (wie als wenn es sich windet) und ich dann das Gefühl habe, dass das Bild nicht „stimmt“.
Diese negative Reaktion auf die Beschreibung seiner etwas anderen Wahrnehmung erfahren leider immer noch viele Kinder.
Umso schöner, dass du die Synästhesie nun ebenfalls als Bereicherung erlebst.
Dir noch viel Spaß mit den Namen deiner 5 Enkelinnen ;- )
Bunte Grüße,
Heike
Andrea meint
Krimi-Reihe:
David Baldacci „Memory man“
Heike meint
Hallo Andrea,
die kannte ich noch nicht.
Herzlichen Dank!
Julia meint
Hallo Heike,
ich bin 27 und habe vor kurzem durch einen Podcast erst erfahren, dass ich Zeit-Raum-Synnie bin. Ich dachte vorher, dass alle Menschen Tage, Jahre, Nummern so visualisieren wie ich 😉
Ich glaube, ich habe durch die Synästhesie viele Vorteile, vor allem alles was visuell dargestellt ist, kann ich mir wahnsinnig gut merken – wenn es dann farbig ist, umso besser.
Trotzdem hab ich oft das Gefühl, mich auch selbst zu blockieren. Und da komme ich schon zu deinem Blogeintrag: Mein größter Nachteil ist es, dass Termine in meiner Jahresellipse immer den ganzen Tag blockieren (Der Tag ist dann farbiger/satter hinterlegt, als die Tage an denen ich nichts vorhabe). Ich denke dann immer, der ganze Tag ist blockiert und bin sehr gestresst und angespannt, obwohl ich nur einen Termin habe. Schlimmer wird es, wenn ich mehrere wichtige Termine an einem Tag oder in der Woche habe. Die Tage und die Woche werden dann immer unangenehmer farbiger/satter und das stresst mich unbewusst wahnsinnig.
Ich hoffe man versteht ein bisschen, wie ich das zu beschreiben versuche.
Naja, ich hoffe, durch das Wissen, dass ich Synnie bin, ein bisschen stressfreier an meine Termine rangehen zu können.
Danke für deinen Blog – er hilft mir, mich ein bisschen besser kennen zu lernen.
Liebe Grüße
Julia
Heike meint
Hallo Julia,
herzlich willkommen, schön, dass du vorbeigeschaut hast.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du mit dem Stressen von Terminen meinst.
Meine Termin“blöcke“ werden zwar nicht satter oder farbiger, aber sie nehmen im Verhältnis zur Länge/Größe der einzelnen Wochentage (zu) viel Raum ein. Bewusst habe ich das noch nicht geschafft, die Blöcke zu verändern oder zu verkleinern. Sie ploppen auf und sind dann da.
Mir fällt es oft auch schwer, vor einem Termin (es ist ja nur ein Termin..), noch irgendetwas Sinnvolles zu machen oder anzufangen. Weil der Zeitblock, der mir dafür zur Verfügung steht, durch den anstehenden Terminblock begrenzt wird. Schon ein wenig absurd..
Deswegen verteile ich Termine auch gerne, sodass sie nicht zu eng beieinander sind und genug Luft dazwischen ist. Das macht es dann insgesamt wieder stressfreier.
Dir noch viel Spaß beim weiteren Erforschen,
viele bunte Grüße,
Heike
Sabine Walker meint
Guten Tag,
ich bin Lerntherapeutin und habe seit neuestem ein GraphemFarb Synästhetiker-Kind. Dieses Kind hat dazu eine diagnostizierte LRS. Gibt es diesen Zusammenhäng öfter? Wenn ja, wie kann dieses Kind unterstützt werden?
Kann es sein, dass die LRS dadurch entstand, weil die Buchstaben, es sieht C als weiß, und ein weißer Buchstabe erscheint für das Kind nicht mehr auf dem weißen Papier, dass dahinter die tatsächliche Problematik steckt? Was kann ich tun?
Liebe Grüße
Sabine
Heike meint
Hallo Sabine,
ich würde in diesem Fall empfehlen, die Frage direkt an die Deutsche Synästhesie-Gesellschaft zu stellen.
Ich selbst bin leider kein Therapeut und auch kein Fachmann, was die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) angeht.
Spontan hätte ich jetzt gesagt, dass Synästhesie per se nicht automatisch Auslöser einer Lese-Rechtschreibschwäche sein dürfte. Wissen tue ich es aber nicht.
Ich kann mir aber vorstellen, dass manchmal – vor allem bei bunt geschriebenen Buchstaben – die Reaktionszeit etwas langsamer ist, eine Abneigung da ist oder dass ein Kind sich mit den Buchstaben erst „arrangieren“ muss.
Später nutzen viele Synästhetiker die Farben dann eher als Unterstützung.
Vielleicht wäre das eine Hilfe?
Die Farben „stärkend“ einzusetzen und nicht als belastend wahrzunehmen? Eher als was „Cooles“?
Auch spielt eventuell eine Rolle, ob das Kind die Buchstaben ins Außen projiziert oder nicht. Das lässt sich bei einem Kind aber wahrscheinlich schwer herausfinden.
Bei OLP-Synästhetikern hört man auch öfter, dass es schwierig ist, bestimmte Buchstaben oder Zahlen nebeneinander zu schreiben. Aber das ist hier ja (wahrscheinlich?) nicht der Fall.
Das „C“ sehe ich witzigerweise ebenfalls in Weiß, ich hatte damit aber nie Probleme beim Lesen oder Schreiben.
Aber ich bin leider – wie gesagt – kein Experte auf diesem Gebiet.
Ich drücke aber trotzdem die Daumen, dass sich eine Lösung findet.
Viele Grüße,
Heike
(13.12.2021)
Jo meint
Hallo,
ich bin 17 und bin Ticker Tape und Berührung(?) Synnie. Wobei ich mir echt nicht sicher bin, ob die Berührungs Synästhesie auch was mit übersensibel sein zu tun hat.
Ich persönlich hab mehr Probleme mit meiner Berührungs Synästhesie, als mit meinem Ticker Tape. Ich war in diesen einen Theater drin und die Schauspieler:innen waren alle ziemlich gut aber irgendwie war das auch ein Problem für mich. Es gab eine Szene, wo ein Mann ziemlich laut geschrien hatte und ich dann einmal tief Luft holen musste, um das ganze Feuer rauszupusten. Ich hab auch nachempfunden, wie wütend die Person war, das war schon ziemlich überforderd. Dazu war mein Hals auch irgendwann rau. Das passiert übrigens ziemlich oft. Jedes Mal wenn jemand krank ist und sich oft räuspert, fühlt sich mein Hals rau an. Wenn jemand seine Finger aufknibblelt, muss ich weg gucken, der Schmerz ist manchmal echt unangenehm. Außerdem kann ich überhaupt nicht Filme mit viel Gewalt anschauen. Das ist mir im Unterricht passiert, dass ich einen anschauen musste. Das ging echt gar nicht gut.
Zu dem Ticker Tape fällt mir nur ein, dass es bei mir nicht so ist, dass mein Bild voll ist, sondern einfach leer. Jedes mal wenn ich sage, habe ich eine Auswahl von Wörtern, die sich anreihen und dann einen Satz bilden. Wenn ich jedoch nervös oder unkonzentriert bin, fehlt ein Wort und mein Satz bleibt stehen. Oder es sind gar keine Wörter da und der Bildschirm ist weiß. Das ist schon ein echtes Problem. Ich schreib mir dann ganze Sätze auf meinen Zettel, damit ich zur Not auf die zurückgreifen kann.
Natürlich sind, dass alles die Schattenseiten von Synnies (ich sag, Synnies, weil die Buchstaben von Synästhesie noch alle durcheinander sind) aber eigentlich hilft es mir auch bei vielen Sachen. Zum Beispiel kann ich mich besser an Gesagtes erinnern und mit Menschen fühlen, mit leiden etc.
Liebe Grüße,
Jo
Farb-Graphem Synti meint
Ich bin 15 Jahre und google einfach so rum und habe per Zufall entdeckt, dass einerseits ich nicht die einzige bin, die Zahlen und Buchstaben in Farben sieht, ein befreiendes Gefühl nicht allein zu sein. Ich habe diese “ Fähigkeit“ schon seit der Grundschule hielt es damals aber für normal, bis ich meinen Bruder fragte ,, sag mal, welcher Farbe würdest du A zuordnen, welche Farbe siehst du? “ Er konnte mir einfach nicht antworten. Seitdem wusste ich, dass es ungewöhnlich ist.
Das mit den Sprachen lernen geht mir exakt so! Statt kobaltblaues O ein gelb-blaues AU ist schon verwirrend. Und ja, ich bin Farb Graphem Synti 😁
Heike meint
Hallo und willkommen unter uns Synnies ;- )
Dann hast du nun sicherlich einiges zu entdecken,
ganz viel Spaß dabei!
Viele Grüße
Heike
(30.05.2022)
NBS meint
Hallo,
ich bin 56, höchstbegabt und hypersensibel – und habe erst vor einigen wochen „erfahren“, dass ich zudem auch noch synnie bin.
Seitdem beschäftige ich mich ausgiebig mit diesem thema; bislang habe ich 18 verschiedene formen der synästhesie in unterschiedlichen ausprägungen an mir festgestellt…
Nach und nach erkenne ich darin teilweise vorteile – bislang habe ich meine komplett andere wahrnehmung jedoch eher als generellen nachteil angesehen.
Von kindheit an war ich immer der „alien“: anders als alle anderen, unverstanden, ausgegrenzt, abgelehnt, bestenfalls als seltsam und merkwürdig empfunden, meistens zu anstrengend für mein umfeld.
Es fällt mir z.b. wahnsinnig schwer, mich anderen menschen mitzuteilen; ich habe „schablonen“ im kopf, die wie ein besonders schwieriger lückentext viele worte einfach ausblenden, die für mich unnütz sind. Für mich alleine ist das kein problem, macht jedoch gespräche teilweise extrem schwierig. Ich muss mich dann sehr konzentrieren, um „normal“ zu reden und auch mich / meine gedanken und die permanenten verknüpfungen ständig herunterreduzieren um anderen begreiflich zu machen, was ich eigentlich zu vermitteln versuche. Dadurch verhaspele ich mich ständig, muss immer wieder neu oder anders ansetzen und gebe meistens irgendwann entnervt auf…
Vielleicht hätte es mir geholfen, mich selber als „in ordnung“ zu begreifen, wenn ich früher herausgefunden hätte, ein synnie zu sein – so aber hat mich die unkenntnis darüber und das nicht einordnen / begreifen können meiner anderen wahrnehmung zu einem sehr einsamen und traurigen menschen gemacht…
Biene meint
Hallo liebe(r) NBS,
das tut mir total leid, dass Du das so erleben musst(est). Ich bin auch 56, ebenfalls hochbegabt und hochsensibel. Daher weiß ich, wie herausfordernd das manchmal sein kann. Bei mir wurde das in der Schule auch nicht erkannt, daher war ich von meiner schulischen Leistung her erst gelangweilt und dann immer schlechter. Hab daher mein Abitur erst mit 37 Jahren gemacht. Ich spiele schon seit ich 5 Jahre bin Klavier und für mich war das Fühlen meiner Musik immer schon normal ich wusste lange nicht, dass es das nicht ist. Seit ca 30 Jahren weiß ich, dass ich anders bin, zum Glück hat mich meine Mutter darin bestärkt, als ich es ihr sagte. Versuche Dich mit Gleichgesinnten zu verbinden , ich bin sicher, Du fühlst Dich dann wohler und hast nicht mehr dieses Außenseitergefühl. Ganz im Gegenteil wirst Du das Besondere und Wunderbare daran begreifen.
Alles Liebe und Gute
Biene
Heike meint
Hallo Biene,
Danke für Deinen lieben Kommentar!
Viele Grüße,
Heike
Heike meint
Hallo NBS,
Du bist mit Deinen Erfahrungen und Gefühlen unter „Synnies“ nicht alleine.
Vor allem die Beschreibung Deines „Lückentexts“ und wie Du versuchst, anderen Deine Gedanken herunterzubrechen und sie begreiflich zu machen:
Da steige ich z.B. voll mit ein!
Es kann sehr frustrierend sein. Und man bekommt ab und an auch das Gefühl, irgendwie doof zu sein, weil andere einen nicht verstehen. Oder weil die schnellen Gedanken eben nicht so schnell herunterzubrechen sind und man sie ja auch noch in ordentliche langsame Sätze verpacken muss.
Da Du nun (zwar spät) von Synästhesie erfahren hast, könnte diese Erkenntnis vielleicht auch als Chance für Dich gesehen werden, Dich als ab sofort „in Ordnung“ zu begreifen und Dich neu auszurichten!
Ich sehe das für mich jedenfalls inzwischen auch als eine Art „Freibrief“ einfach so zu sein, wie ich bin. Das rückt alles gleich in ein ganz anderes, viel besseres Licht. Und macht vieles leichter :- )
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute,
herzliche Grüße,
Heike
Detlef Ragus meint
Hallo, ich bin kein Synästhet und habe vor einiger Zeit erstmals in der Zeitung über eure besonderen Fähigkeiten gelesen. Mich faszinierte dieser Beitrag so sehr, dass ich über eine Anzeige versuchte, mal jemanden kennen zu lernen (hat leider nicht geklappt). Ich finde eure Fähigkeiten als so phänomenal, dass ich platzen könnte vor Neugier und mir wünschte ähnlich empfinden zu können. Trotz der auch dargestellten Nachteile. Wobei ich sich nur aus meinem begrenzten Horizont des nicht Betroffenen so etwas sagen kann. Ich bin männlich, 67 Jahre alt und wohne in Magdeburg. Vielleicht gibt es doch einen Weg, über den ich mal Kontakt bekomme mit Jemanden, den ich ausfragen kann, um meine maßlose Neugier zu stillen.
Heike meint
Hallo Detlef,
willkommen bei uns!
Unser Verein, die Deutsche Synästhesie-Gesellschaft (DSG), hat einen Verteiler über den Interessierte allerlei Anfragen schicken können. Da gibt es auch immer wieder mal Leute, die wie Du Kontakt und Austausch suchen.
Ich würde Dir also empfehlen, Deine Anfrage einfach nochmal hier an die DSG zu stellen, die Kontaktmöglichkeit findest Du hier:
https://www.synaesthesie.org/de/contact
Oder vielleicht findet sich ja jemand, der das liest und aus Deiner Ecke kommt?
Bunte Grüße,
Heike
(8.8.2022)
Elisabeth meint
Medikamentendosette! Habe heute bei Rossmann eine Tablettenbox gekauft, darin für jeden Tag eine Schachtel. Jeder Tag hat eine Farbe: orange ist Montag, Dienstag gelb, Mittwoch grün, Donnerstag blau, Freitag lila, Samstag rosa, Sonntag weiß. Ich habe nicht daran gedacht, das ich Wochentage in Farbe sehe. Nun ist mir erst aufgegangen wie zuwider mir das ist. Ich kann die Dosette nicht verwenden. Wenn ich nur dran denke, geht es mir ganz grauenvoll, so als würde sich in meinem Kopf etwas verdrehn. Und ich müsste es wieder geradestellen. Dazu wird mir schwindelig! DENN: ich stelle mir die Wochentage ganz anders vor, für mich unverrückbar: Montag gelb! Dienstag tannengrün, Mittwoch hellgrau, Donnerstag zyklamenrot, Freitag braun, Samstag silbern oder grau, Sonntag golden oder lichtgelb! Als Kind hat mich ein farbiges Glockenspiel irritiert, die einzelnen Tonblättchen waren nummeriert und hatten je eine bestimmte Farbe! Das geht dich nicht! 😉 denn 1 ist weiß und 2 ist gelb und 3 ist grün und 4 ist rot und 5 ist blau usw. …Meine Mutter und ich machten immer ein Vergleichsspiel, wer sieht welche Farbe bei… … und Papa musste lächeln und wusste nicht wovon wir sprachen! TIP: Farbneutrale Dosette kaufen….
Heike meint
Hallo Elisabeth,
du hast recht!
Diese Medikamentendöschen in „falschen“ Farben sind mir auch schon aufgefallen! Ich würde die auch nicht kaufen, sondern die neutralen.
Und ich glaube, wir hatten das gleiche Glockenspiel. Jedenfalls habe ich es auch noch vor Augen ;- )
Bunte Grüße zurück,
Heike
PS: Deine Mutter ist dann wohl auch Synästhetikerin, oder?
(21.08.2022)
Elisabeth meint
Viele Grüße an alle die bunt sehen!
Ulrike Krause meint
Hallo, ich bin Ulrike (59) und sehe Töne/Laute, Schmerzen und Termine.
Von Synästhesie habe ich erst bei einem späten Kunstpädagogik-Studium vor 10 Jahren erfahren. Bis dahin waren mir Synästhesien nicht bewusst, obwohl sie immer da waren.
Bei Musik überlagern sich z.B. mein ganz normales Sichtfeld mit bunten Tönen auf dunklem Grund, meine zusätzlichen Gedankenbilder (z.B. sehe ich bei Gregorianischen Gesängen Mönche in einer dunklen Kirche) und dann auch noch graue Geräusche, die von der Straße durchs Fenster in meinen Raum dringen.
Wenn ich gut ausgeruht bin kann ich meine sichtbare Umgebung und die Straßengeräusche unterdrücken, sehe dann aber immernoch die musikalischen Töne in sehr schnellem überlagerndem Wechsel und gleichzeitig auch z.B. die Mönche in der Kirche. Die meisten Töne sind nicht nur bunt, sondern auch strukturiert. Es si d so viele und mit so schnellem Wechsel, dass ich die meisten gar nicht beschreiben könnte.
Früher war das für mich alles so normal, dass ich mit keiner Silbe darüber nachdachte. In meiner Familie war ich oft die Transuse oder Träumerin. Bin ziemlich gut im Denken aber oft einen Tick langsamer im Reagieren, was ich heute auf die Synesthesie zurückführen würde.
Inzwischen empfinde ich aber vor allem die vielen Geräusche und damit verbundenen „Bilder“ viel schneller als Stress. Liegt das am Alter?
Die Nachteile machen sich bei mir vor allem als Stress bemerkbar, der dann vor allem abends in Schmerzen ausbordet, da ich Rheumatuker bin. Ja, und als die rheumatoid Artritis bei mir begann, habe ich der Rheumatologin vor 16 Jahren tatsächlich ein selbstgemaltes farbiges Schmerzbild als Diagnosehilfe mitgebracht, um ihr zu zeigen, wo und wie es alles schmerzt. Sie war etwas verblüfft (und ich hatte echt keine Ahnung, dass es Synesthesien überhaupt gibt!). Heute weiß ich ganz genau, dass sich meine Sehnenschmerzen orange und Gelenkschmerzen grün anfühlen und ich Schmerzen vermeiden kann, indem ich Stress (Lärm, Termine) vermeide.
Ulrike
Heike meint
Hallo Ulrike,
ich würde das Empfinden, dass Geräusche oder zu viele synästhetische Eindrücke mit dem Alter stressiger empfunden werden ebenfalls unterstreichen. Das ist aber meine persönliche Einschätzung.
Was wiederum m.E. mit dem Alter besser wird (und was Du auch bei den Schmerzen beschreibst), ist, dass man mit der Zeit viel besser „sehen“ und einkreisen kann, was einem gut tut, was zu viel ist und was nicht. Das sehe ich dann wieder als Vorteil ;- )
Danke jedenfalls für Deinen interessanten Kommentar,
viele Grüße,
Heike
(25.06.2023)
Rotkäppchen meint
… immder dachte ich, ich bin irgendwie ‚komisch‘, weil ich besonders Buchstaben, Namen u Wörter in Mustern mit Farben sehe. Es ergeben sich daraus angenehme oder auch ‚kalte‘ Empfindungen. Meistens sind es Muster mit Linien.
Zahlen kann ich nicht begreifen u auch nicht verstehen. Es gibt aber trotzdem ’schöne‘ Zahlen u ‚garstige‘ Zahlen.
Ich liebe Sprachen u deren Klang. Italienisch ist eine der schlimmsten! Es tut mir fast körperlich weh: Die Worte sind so laut, so hart, so grell u total ‚offen‘! Spanisch hingegen ist wie roter Samt: Weich, warm, wundervoll vibrierend.
Kunst u Farben u etwas mit den Händen er-schaffen lassen mich ‚die Welt bauen’…
Durch einen Zeitungsartikel über eine Synästhetikerin weiss ich nun, was das alles soll…
Heike meint
Hallo Rotkäppchen,
schön, dass du nun eine Erklärung und einen Begriff für deine Wahrnehmungen gefunden hast.
Da kommen dann erstmal zahlreiche „Aha-Momente“!
Klingt jedenfalls alles sehr synästhetisch ;- )
Willkommen bei uns!
Viele Grüße,
Heike
(20.07.2023)
Dani meint
Hallo,
ich bin durch Zufall auf diese Website gestoßen und fand sie sehr hilfreich. Ich heiße Dani, bin 39 und habe mich jahrelang gefragt, was mit mir nicht stimmt. Mir wurde auch immer von meiner Mutter vorgeworfen, ich sei Autist, wäre seltsam, würde in meiner eigenen Welt leben und eine Meise haben. Ich habe ein sehr ausgeprägtes Gedächtnis, kann mich an Dinge sehr genau erinnern, selbst wenn sie jahrelang zurückliegen, weil mein Hirn sie anders verknüpft hat, ich brauche mir auch keine Termine notieren. Ich brauche sie mir einmal intensiv und konzentriert anzusehen und kann sie sozusagen in meiner eigenen ‚Datenbank‘ abspeichern, weil sie wie ein Film vor meinem inneren Auge ablaufen. So geht es mir auch beim Fernsehschauen oder Lesen… ich schreibe beruflich über Serien, wo mir das doch sehr hilfreich erscheint. 🙂 Auch wenn mir jemand was schreibt, mit dem ich mich sehr verbunden fühle, ihn aber noch nie gesehen habe, aber die Person durch Stimme und durch bewegtes Bild kenne und sie schreibt mir was, kann ich das Geschriebene sogar irgendwie hören. Aber meine größte Verwirrung mit dieser Person, ist, dass ich ihre Aura sehr deutlich wahrnehme in der Farbe rosa und dass ich ein wohliges und warmes Gefühl habe und dann feststellte, dass sie geschrieben hat. Und bei dieser Person ist meine Intuition extrem ausgeprägt, denn ich schreibe ihr Sachen und ich weiß nicht warum, erst Tage/Wochen oder gar Monate später habe ich dann eine Erklärung. Ich nehme auch die von anderen Personen in meinem Umfeld wahr, aber weniger als Farbe, sondern es ist mehr ein Gefühl. Kann es vielleicht sein, dass ich die Aura vieler Menschen einfach nur als Gefühl wahrnehme, weil sie nicht zu meiner eigenen passen und sie deshalb nicht für mich ’sichtbar‘ werden? Lieder sehe ich auch in Farben, aber das ist nur bei bestimmten so. Und auf Partys oder Veranstaltungen gehe ich auch nicht so oft, wegen dieser Reizüberflutung und weil ich die Emotionen anderer extrem wahrnehme und ich mich dann wie ausgelaugt fühle. Und Schmerzen sehe ich in Formen, so zum Beispiel Bauchschmerzen als Kreis, Halsschmerzen aber als was Ovales. Allerdings eher Schmerzen der anderen und nicht meine eigenen, was wohl daran liegt, dass meine Schmerztoleranz deutlich höher liegt als bei anderen.
Liebe Grüße und ich bin froh festgestellt habe, dass ich eben doch nicht so seltsam bin, wie alle sagen und mich dafür auslachen und ich deshalb eigentlich groß nichts erzähle.
Dani(ela)
Heike meint
Hallo Dani,
Danke für deinen Kommentar!
Ich kann gut nachvollziehen, was du meinst und in Vielem sind wir uns da ähnlich.
Dieses vage Gefühl, dass mit einem etwas nicht stimmt. Und man dadurch weniger mitteilt, weil man nie weiß, wo das „Seltsame“ denn nun anfängt und ab wann etwas als „normale“ Wahrnehmung gilt.
Aber wenn die eigene Mutter stetig mitteilt, dass du eine Meise hast, ist das natürlich nochmal eine andere Nummer (das war bei mir zum Glück nicht so). Als Kind verunsichert das ja erst recht und man wird dann gern mal zum „Beobachter“ (nach innen und außen).
Also herzlich willkommen bei uns!
Ich „arbeite“ auch mit einer Art Bild-Datenbank und kann mir auch nicht vorstellen, wie es ohne gehen soll. Termine lege ich als Blöcke in meine Tage und dann kann ich an den Tag heranzoomen oder herauszoomen und die Woche anschauen.
Dann hast du wahrscheinlich auch Sequenz-Raum-Synästhesie?
Das Rosa, von dem du schreibst, könnte zu einer Gefühlssynästhesie gehören.
Allgemein glaube ich, dass es in diesem ganzen Wahrnehmungsbereich noch so viel mehr gibt als wir es uns erstmal vorstellen können. Das können Energiefelder von z.B. Menschen sein, auf die wir (unbewusst) reagieren oder Informationen, die über eine (hoch-)sensitive oder mediale Wahrnehmung ankommen oderoder..
Es vermischt sich Vieles und gehört nicht z.B. nur zur Synästhesie. Zumindest kann ich mir das so vorstellen. Der Mensch möchte oder ordnet ja gerne alles irgendwie in Kategorien.
Und eine Aura, die nicht zu deiner eigenen passt, könnte von dir deutlicher wahrgenommen werden, weil es eine Diskrepanz gibt.
Das sind jetzt aber alles nur Ideen. Ich rate hier jetzt auch nur.. 😉
Deine Wahrnehmung zu Schmerzen könnte auch eine „Mirror-Pain“-Synästhesie sein.
Damit habe ich mich in diesem Jahr zum ersten Mal richtig beschäftigt und festgestellt, dass es Bereiche an meinem Körper gibt, die stark mit echtem Schmerz reagieren, wenn ich Schmerzen bei anderen sehe. Das klappt (leider) auch über das Fernsehen, was ja manchmal wirklich brutal ist.
Ich kann größere Veranstaltungen auch nur dosiert in meinen Alltag einbauen. Ich weiß einfach, dass ich danach 1-3 Tage brauche, um die Flut an Eindrücken wieder abzubauen und mich zu erholen. Dadurch bin ich nicht so oft dabei, aber wähle dafür auch gezielter aus, was mir jetzt gut tun oder Spaß machen würde.
Also alles normal, würde ich sagen ;- )
Liebe Grüße zurück & es freut mich, dass dir die Infos hier weitergeholfen haben.
Heike
(29.7.2024)
Dani meint
Hallo Heike,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. 🙂
Ich fand das alles immer ziemlich normal bei mir. Manchmal habe ich mich zwar gewundert, warum ich beim Aufsagen von Gedichten immer an die Wand oder den Schrank geschaut habe, aber wahrscheinlich war da einfach der Text für mich selbst ’sichtbar‘. Dass es irgendwie seltsam für mich wurde bzw. Leute mich nicht verstanden haben, was ich eigentlich meinte, das kam erst so vor etwa 10 Jahren. Zudem denke ich auch schneller als die meisten, zumindest bei komplizierten Sachen und dachte immer, die können mir gedanklich folgen… können sie oftmals nicht. 😀 Und ich habe irgendwann auch gemerkt, dass ich keine Lust mehr auf Erklärungen hatten, weil mir teilweise Sachen in den Mund gelegt worden sind, die ich weder gesagt noch gemeint habe, allerdings steht für die Menschen die Meinung schon fest, weil es wohl besser in ihr Weltbild passt. Dadurch fürchte ich mich schon fast überhaupt jemanden von mir aus anzuschreiben/anzusprechen, weil ich mittlerweile denke, es versteht eh keiner, was ich wie meine, also bin ich tatsächlich zum Stillen Beobachter geworden.
Ich habe vor ein paar Tagen auch deinen Blog-Eintrag gelesen, bei dem es um den inneren Monitor ging und musste dann doch sehr lachen, weil es exakt so bei mir ist. Ich kannte den Film mit Tom Cruise nicht und habe 2017 mit der Serie „The Good Doctor“ angefangen, bei der es ähnlich dargestellt wird. Mein innerer Monitor ist direkt vor meinem Gesichtsfeld und hat taubengraue Buchstaben, die sich etwas schwieriger ‚ablesen‘ lassen, wenn ich es nicht ranzoomen kann. Und ich wurde auch schon ein paar Mal gefragt, warum ich einen nicht angucken kann bzw. nach einer Weile wegschaue. Ich merke das selbst, tue es aber nicht mit Absicht, sondern ich habe dann tatsächlich das Gefühl, man ist mir im Blickfeld, dass ich den Text nicht lesen kann. Die Schriftart ist meistens Arial. Was mir die letzten Tage auch vermehrt aufgefallen ist oder ich es einfach deutlicher wahrnehme, das ist, wenn ich ein Lied nur höre, wird es farbig und wenn ich den Clip dazu schon mal gesehen habe, erscheint er mir vor meinem inneren Auge oder ein Bild, was ich passend dazu finde. Wenn ich aber den Clip sehe, erscheinen mir die passenden Wörter. Auch wenn es zwei verschiedene Clips zum Lied gibt, habe ich immer passende, aber verschiedene Wörter parat. Das passiert mir auch ständig, wenn ich ein Satz lese, habe ich ein passendes Bild vor Augen und zu dem Bild wieder einen passenden Satz oder Wort.
Meine gedachten Worte kann ich mir auch vor meinem inneren Auge aufschreiben und daraus ganze Sätze bilden, werde ich aber dabei unterbrochen, muss ich eigentlich wieder neu anfangen, weil das Papier vor meinem inneren Auge gerissen oder zerknüllt ist.
Ich weiß mittlerweile, dass ich Sequenz-Raum-Synästhesie habe, aber auch da ist es unterschiedlich. Es ist wie ein großer Jahreskalender, aber die Felder sind viereckig und das Datum prangert mir direkt ins Auge, der Tag und das Jahr sind jeweils klein geschrieben und befinden sich links und rechts im Bild… die kann ich ranzoomen und dann wieder zurücksetzen. Das funktioniert aber nur bei den Terminen, die ich für andere in meiner Datenbank gespeichert habe. Meine eigenen, wie zum Beispiel Zahnarzt, die werden in der Woche, in der ich hinmuss, immer größer und ich fühle mich manchmal wie erdrückt, obwohl es nur einer ist, den ich aber immer vor Augen habe, bis er erledigt ist.
Ich denke auch, dass ich ziemlich feine Antennen habe, bei der die Gefühlssynäthesie deutlich ausgeprägter zu sein scheint. Ich kann aber manchmal auch gar nicht beschreiben, wie so sich auf einmal in meinem Inneren etwas verändert hat.
Mirror-Pain habe ich wohl auch schon länger, ist mir nur nie so aufgefallen, weil ich es fürs Schreiben über Serien eher hilfreich finde, um es genauer beschreiben zu können. Ich scheine aber auch auf den Schmerz von Personen zu reagieren, auf die ich extrem reagiere, so dass ich mich dann kaum auf die Emotionen/Gefühle der Rolle im Fernsehen konzentrieren kann, weil ich den Schmerz des Spielers so deutlich nachempfinden kann.
Ja, mit den 1-3 Tagen erholen sprichst du mir total aus der Seele. Ich habe immer das Gefühl, ich kann keinen Menschen für diese Zeitspanne ertragen. Nicht dass ich gestresst bin oder wirke, aber ich kann das dann nicht so gut abbauen.
Danke, dass du die Seite ins Leben gerufen hast. 🙂
Heike meint
Hallo Dani,
ich habe dir per Email geantwortet 🙂
Liebe Grüße,
Heike
(31.07.2024)