Synästhetiker zu sein hat wie fast alles im Leben seine Vorteile und Nachteile. In diesem Beitrag habe ich zum einen einige Vorteile zusammengetragen, die in Fachkreisen besprochen und auch veröffentlicht wurden.
Zum anderen liste ich noch einige subjektive Vorteile auf, bei denen Du Dich vielleicht auch erkennen kannst.
Natürlich ist zu beachten, dass jeder Synästhetiker seine Synästhesien anders wahrnimmt. Die Vorteile dieser Liste können also für einen Synnie da sein, müssen aber nicht.
Los geht’s:
1. Besseres Erinnerungsvermögen
Synästhetiker zeigen in den Bereichen, in denen es synästhetische Verknüpfungen gibt, bessere Gedächtnisleistungen.
Je vernetzter das Gehirn, desto besser erinnert das Langzeitgedächtnis. Nehmen wir als Beispiel eine zu lernende Englischvokabel, die farbig ist, sauer schmeckt und ein Druckgefühl an der Stirn auslöst.
Dieser Eindruck passiert automatisch und der Synästhetiker hat dieses Erlebnis schon, bevor er aktiv versucht, sich die Vokabel zu merken. Er kann diese Erfahrungen also zusätzlich als Eselsbrücken nutzen, die ihm helfen, die Vokabel (auch später) zu erinnern.1
Der Synästhetiker Daniel Tammet* kann über 22 000 (!) Nachkommastellen der Zahl Pi aufzählen, indem er innerlich seine Zahlenlandschaft abschreitet.
Andere Synästhetiker singen mathematische Formeln und erinnern sie auf diese Weise. Ihre Synästhesieformen (z.B. Farbstrukturen) helfen ihnen beim Lernen oder auch beim Erinnern von Namen.
„Wie war doch gleich der Name der Lehrerin?
Ihr Name ist sehr weiß, also muss ein C dabei sein.. C… C… Christina!“
Außerdem haben Synästhetiker oft ein besseres episodisches Gedächtnis. Also die Erinnerung daran, „wer was wann wo mit wem gemacht hat“.2 Auch das autobiographische Gedächtnis profitiert davon.
2. Stabilere Psyche
Synästhesie bietet anscheinend eine Art Schutzfaktor, sodass Synästhetiker seltener an psychischen Störungen oder Suchterkrankungen leiden.
Wenn es Tiefpunkte oder traumatische Erlebnisse gibt, verarbeiten Synästhetiker diese im Vergleich schneller.3 Warum das so ist, wird derzeit noch erforscht. Erkenntnisse in diesem Bereich könnten für die Entwicklung neuer Therapien eingesetzt werden und anderen helfen.4
3. Das Gehirn kommuniziert schneller
Durch die höhere Vernetzung kann das Gehirn Informationen schneller verarbeiten. Dr. Zedler vergleicht das oft mit einer sehr schnellen DSL-Verbindung (im Gegensatz zu einer analogen Leitung).5 Die schnellere Verarbeitung im Gehirn unterstützt vermutlich die oben angesprochene bessere Bewältigung von Schicksalsschlägen.
4. Emotionale Kompetenz
Synästhetiker sind gut darin, sich zu beobachten. Das macht es für sie einfacher, ihre Emotionen zu erkennen und einzuordnen.
Tests haben außerdem ergeben, dass Synästhetiker im Durchschnitt eine stärkere Erfahrung von Emotionen aufweisen. Auch wird Synästhetikern eine größere Offenheit und Toleranz in Bezug auf neue Erfahrungen zugeschrieben.6
5. Erhöhte Kreativität
Viele Synästhetiker nutzen ihre Wahrnehmungen als Inspiration für originelle Herangehensweisen und künstlerische Arbeiten. Bilder, Skulpturen, Installationen, Musik, Texte: Es gibt viele Möglichkeiten sich auszudrücken und etwas zu erschaffen.
Aber auch wenn Synästhetiker einen leichteren Zugang zu kreativen Ideen haben und diese künstlerisch umsetzen, heißt das nicht, dass ihre Arbeiten generell auch als kreativer beurteilt werden.7
6. Intensiveres Sexerlebnis
2013 wurde eine kleine Studie veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kommt, dass beim Sex
„synästhetisch wahrnehmende Frauen einen tieferen Trancezustand verspüren. Im Allgemeinen gab es zwar keine Anzeichen einer höheren Befriedigung, aber das Erreichen einer tieferen Trance und synästhetische Farben bei Orgasmen können Synästhetikerinnen zu einer tieferen Erfüllungsstufe führen.“8
7. Starke Intuition
Synästhetiker haben häufig eine starke Überzeugung von etwas, ohne dass sie erst einmal bewusst wissen, wie sie auf ihren Standpunkt kommen. Ihre Wahrnehmung hilft ihnen beim unbewussten Zusammenführen von Informationen. Das Erkennen von Zusammenhängen und das Treffen von Entscheidungen scheint daher oft aus dem Bauch heraus zu kommen.9
8. Häufigere Klarträume
Synästhetiker berichten überdurchschnittlich oft von der Fähigkeit luzid träumen zu können. Mit Klarträumen oder luzidem Träumen ist gemeint, dass jemand während des Träumens bewusst weiß, dass er gerade träumt und er auch weiß, dass das Geträumte nicht echt ist.
Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, die Träume aktiv zu beeinflussen. Zu diesem Thema ist derzeit eine Studie in Vorbereitung.10
Nach den bisherigen allgemeineren Vorteilen kommen nun Vorteile, die abhängig von der jeweiligen Synästhesie-Form sind:
9. Gute Diktatschreiber & Korrekturleser
Viele Graphem-Farbe-Synästhetiker berichten, dass die Farben der Buchstaben ihnen helfen, korrekt zu schreiben und Fehler in Wörtern oder Texten zu entdecken. Ihnen springen sie oft einfach ins Gesicht, weil die Farben nicht stimmen.
10. Oft keine Kalender nötig
Synnies mit Zeit-Raum-Synästhesie können sich oft gut auf ihren inneren Kalender verlassen. Sie legen ihre Termine in den synästhetischen mentalen Raum und können sich die Tage dann heranholen, wenn sie sie brauchen. Viele brauchen daher keine Planer, Organizer oder Taschenkalender.
11. Herausfinden von Zutaten, Inhaltstoffen oder Tonarten
Synnies, die Geschmack synästhetisch verarbeiten, können beim Essen oft die Zutaten eines Gerichts herauslesen.
Ein Beispiel:
Beim Probieren der Salatsoße zeigen sich neben den üblichen grünen Dreiecken (für Öl z.B.), dunkelgrünen Spiralen (für Essig z.B.) und einer rötlichen Wellenform (für Senf z.B.) noch zusätzlich halbe violette Ovale. Wenn diese halbe Oval-Form schon früher einmal beim Essen aufgetaucht ist und das dazugehörige Lebensmittel erinnert wird, ist die Chance groß, dass die Zutat herausgeschmeckt werden kann. Die geheime Zutat ist dann eben nicht mehr geheim..
Das gleiche gilt für Duftstoffe. Es gibt Synästhetiker, die Düfte und Gerüche durch ihre Synästhesie so fein unterscheiden und herausriechen können, dass sie diese Fähigkeit im Beruf anwenden können.
Oder Musiker, die ein Lied nachspielen wollen und wissen, dass das Original z.B. mit G# beginnt. Weil es mit einem Akkord in einem bestimmten Braunton angespielt wurde.
12. Hilfe bei der Konzentration
Synnies mit Ticker-Tape-Synästhesie sehen Wörter wie einen News-Ticker über ihren inneren Monitor laufen.
Wenn etwas gesprochen wird, können die Wörter z.B. angeschaut und abgelesen werden. Manche können Gespräche auch zurückspulen und sich so Gesagtes nochmal anschauen. Eine Dolmetscherin hat berichtet, dass ihr diese Fähigkeit bei der Konzentration auf das zu Übersetzende sehr hilft. Sie kann das Gesagte nicht nur hören, sondern auch ablesen und anhand dessen leichter in die Fremdsprache übersetzen.
Bonus-Punkt:
Ein amerikanischer Synästhetiker hat sich die Tastatur seines Laptops mit den synästhetischen Farben seiner Buchstaben beklebt. Da er nur mit seinen zwei Zeigefingern tippt, kann er nun schneller schreiben. Die Farben helfen ihm, die Buchstaben leichter zu finden.11
Fazit
Dieser Beitrag hat allgemeine, wie auch spezifischere Vorteile der Synästhesie angesprochen. Wenn Du einen Synnie fragst, wird er Dir sicherlich ein paar davon aufzählen können.
Natürlich gibt es aber auch mögliche negative Aspekte bei dieser Form der Wahrnehmung. Diese habe ich hier in einem separaten Beitrag aufbereitet.
Nun interessiert mich natürlich, ob und wie Du Deine Synästhesie nutzt.
Siehst Du noch einen Vorteil, der hier unbedingt mit aufgenommen werden sollte?
- vgl. Prof. Weiß-Blankenhorn
- vgl. Prof. Weiß-Blankenhorn
- vgl. Die ZEIT: 2019/22
- vgl. auch Simner 2013: 460/461
- vgl. Die Welt, 2011
- vgl. Rouw/Scholte 2016
- vgl. Simner 2013: 621
- vgl. Simner 2013: 468
- vgl. u.a. Ärzteblatt
- vgl. Die ZEIT: 2019/22
- Kommentar eines Mitglieds der Synesthesia List
Wolfgang Pfeifenberger meint
Ich glaube inzwischen, dass Synästhesie exakt dem Konzept des „dependent type“ in der Funktionalen Programmierung entspricht. Dabei müssen wir davon ausgehen, dass das menschliche Gehirn, wohl aufgrund von neu entdeckten XOR-Schaltkreisen im Cortex, in der Lage ist, digital und nicht nur analog zu operieren. „Types“ oder „Typen“ sind beispielsweise ganzzahlige Zahlen oder Buchstabenfolgen. Beim dependent type sind nun, und hier wird es interessant, nicht allein das Set „1,2,3…“ ein separater Typ, sondern die „1“ *und* die „2“ usw. selbst. Das hat sehr weitreichende Folgen. Die Informationsverarbeitung in Bezug auf Typen wird nämlich bereits auf einer tiefen und einfach strukturierten Ebene abgewickelt, beim sogenannten „Type-Checking“. Dieses läuft automatenhaft auch beim Nichtsynästhetiker im Hintergrund mit. Nur bedient es beim Synästhetiker nicht, wie gesagt, allein Klassen von Typen, sondern Elemente von Typen. Es ist also nicht der in Punkt 3 der Vorteile von Synästhesie aufgeführte erhöhte Vernetzungsgrad, sondern das „Pop-Up“ des „abhängigen“ Typen beim Type-Checking, welches zum extrem schnellen und zuverlässigen Erkennen führt. Im Gegensatz zum angestrengt suchenden Nichtsynästhetiker, findet der Synästhetiker anstrengungslos vor. Friedrich Nietzsche hätte gesagt „die Dinge kommen zu ihm.“ Spontanes Finden wird als lustvoll empfunden. Was wir daher etwas schwammig als „Kreativität“ bezeichnen, könnte mit einer durch die Synästhesie erhöhten Mustersensitivität zusammen hängen. Ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass man ohne Synästhesie bestimmte Zusammenhänge nicht erkennen kann. Zu meiner zugegebenermaßen etwas kühnen These passt auch, dass sich die Forschung im Bereich der Funktionalen Programmierung schon seit einiger Zeit sehr intensiv mit „dependent types“ beschäftigt. Sprachen wie Agda benutzen diese sogar als konzeptionelle Basis. Dependent types erhöhen sowohl Ausdruckskraft als auch Fehlerresistenz eines Programms auf dramatische Art und Weise. Wenn ich mir abschließend die 12 Vorteile von Synästhesie mit der Brille meiner These anschaue, kommen mir eine Reihe von „Aha“- Erlebnissen.
katharina meint
Hallo ich bin auch ein Synie und hab grad viel über mich selbst gelernt .Ich bin zahlen farbig sehen Syni .Was ich bestätigen kann ist das mir extrem schnell eine Lösung für ein Problem, das meine Ex Chefin ziemlich genervt war weil ich scheinbar ohne nachdenken eine gute Lösung parat hate und für mich es völlig logisch war .den DSL vergleich find ich gut.Ich dachte ich bin eben vielseitig interessiert und finde so schnell zur Lösung.
Erinneren kann ich mich auch ziemlich genau oder an „sinnlose“ Details.Hochemotional und für andrere nicht ganz nachvollziebar .Ich traure seit 15 Jahren um meinen Vater der mir allerdings alles beigebracht hat was ich kann .Ich bin auch gut im „tunneln “ also aus blenden von belastenden Dingen nur das ist anstrengend.Mein Bauchgefühl hat zu 98% recht .Habe aber eine Rechtchtschreibschwäche bei Zahlen ist mein Farben sehen ausgeprägter Telefonnummern merken wenn sie bunt sind kein Ding.Da ich sie her beten konnte war meine Chefin genervt und ich erklärte ihr eben na wenn sie bunt sind , wie bunt sie dachte jetzt is sie ganz verrückt und hats gegoogelt seit her weiß ich was ich habe bis dahin war es eben völlig normal . Hatte es beim Einmaleins einfacher weil manche Aufgaben eben schön bunt waren hab das aber als Kind nicht komuniziert .4mal6 ist 24 grün sandfarben rosa grün nicht 23 nicht 25 ausgeschlossen eben nochmal grün.Aber 8mal sieben gleich 58 schwarz antrazid dunkel lila schwarz da war ich mir nicht sicher ob nicht doch 57 also antrazid oder schwarz im Ergebnis sind.Jedoch bei Buchstaben bin ich oft von Plakten genervt die in der“falschen“ Farbe geschrieben sind.So bin ich von meinem Fußballverein begeistert das die Vereinsfarben zum Namen passen.Oft überblendet der Anfangsbuchstabe eines Wortes das ganze Wort .z.B.Glück ist wie passend sonnengelb .und Tot ist passend antrazid eben dunkel und traurig. Für kreative Ideen brauch ich nur ein paar Infos z.b mache ich Hochzeitsschachteln wo man dann die Grußkarten aufbewahren kann ein paar infos kleid, anzug ,hobby und schon läuft die Planung parallel zum Zuhören.Ich hab meine Möbel selbst entworfen und gebaut es gab nie ne Zeichnung höchsten grob um die Winkel zu zählen wieviele ich kaufen muß.Mir fällt grad auf das ich sogar von mein Kind Steffi und nicht Stefanie heißt wie die Familie es wollte Steffi ist heller und freundlicher als Stefanie.Krass .Übrigens schwarz weiß schreiben is gut nicht jeder hat die gleichen Farben das streßt .Habe das Buch welche Farbe hat der montag gelesen war da nach völlig fertig und hatte das Gefühl ich habe meine „Aura verloren nach einem Tag gings mir wieder gut.lbg Katharina Ps würde mich auf eine Antwort freuen habe im echten Leben noch keine Syni kennen gelernt.
Heike meint
Hallo Katharina,
Waoh, da sprudelt es richtig aus dir heraus!
Ich freue mich, dass du von Synästhesie erfahren hast. Da haben sich einige Fragezeichen beantwortet, die du wahrscheinlich voher hattest ;- )
Vieles von dem, was du beschreibst, kommt vielen Synnies bekannt vor.
Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber bei der Deutschen Synästhesie-Gesellschaft veranstalten wir immer wieder Regionaltreffen, die auch für dich sicherlich spannend wären.
Da kommen für ein paar Stunden einige Synästhetiker zusammen und tauschen sich aus. Das ist eigentlich immer eine tolle bunte Truppe und es macht Spaß, sich auszutauschen.
Vielleicht wäre das was für dich?
Hier der Link zu den aktuellen Treffen (durch Corona etwas ausgesetzt, aber Stand heute (15.8.2021) sind wieder welche in Planung):
Viele bunte Grüße,
Heike
S. meint
Guten Morgen!
Vielen Dank für den informativen Artikel! Wow!
Ich komme erst in der letzten Zeit darauf, dass meine Synästhesie, die ich schon als Kind bemerkt, aber nicht für ungewöhnlich gehalten habe, doch ausgeprägter ist, als mir bewusst war.
Neben dem „alltäglichen“ Erleben (Zahlen, Töne und Wörter haben Farben, Zeitverhältnisse sind räumliche Gefüge) wird mir erst jetzt klar, dass vor allem taktile und haptische Wahrnehmungsreize bei mir farbig „übersetzt“ werden. (Die erwähnte Studie im Kapitel 6 Deines Artikels trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf.)
Momentan ist dies so übermächtig, dass ich zeitweise fast überfordert bin von der Intensität und Fülle der assoziierten Eindrücke, d.h. ich konzentriere mich zuweilen mehr auf die Farben, Muster und Ornamente, die ich bei Berührungen erlebe, als auf meinen Partner. 😏
Ich bin dankbar für den Verweis auf die Studie und für Deine positive, neugierige und fundierte Einstellung zu diesem extravaganten Thema!
S.
Heike meint
Hallo S.,
Danke für Deinen Eintrag, das freut mich.
Mir ging es übrigens auch so. Ich hatte erst die offensichtlichen Synästhesien „auf dem Schirm“.
Erst im Laufe der Zeit, als ich mich mehr damit beschäftigt habe, kamen dann noch weitere dazu. Die hatten sich bis dato entweder nicht so ausgeprägt gezeigt oder sie waren mir schlichtweg noch nicht richtig bewusst.
Und ich denke, dass das ganz normal ist mit der Konzentration und dem wechselnden Fokus auf die verschiedenen Eindrücke, auch der Wechsel vom Innen ins Außen und zurück.
Vor allem so kurz nach dem Bewusstwerden – wie Du es beschreibst – achtet man ja sehr darauf, weil man sich ganz bewusst darauf einlässt und sich das Ganze genauer „anschaut“. Im Laufe der Zeit wirst Du Dich wahrscheinlich etwas daran gewöhnen, so dass es nicht mehr ganz so überwältigend ist.
Ansonsten könnten Deine Erlebnisse für Deinen Partner vielleicht auch ein Abenteuer sein, wenn Du sie mit ihm teilst.
Schließlich ist das schon etwas Besonderes, oder nicht? ;- )
Das ist zumindest meine Erfahrung.
Viele Grüße & Dir noch viel Spaß beim Ausprobieren!
Heike
(24.2.2023)
Dani meint
Hallo,
ich bin auch mal wieder da 🙂 das mit der DSL-Leitung finde ich unglaublich interessant. Ich denke sowieso doppelt bis dreifach so schnell. Aber ich habe das Gefühl, wenn mich was emotional absolut bewegt, dann habe ich sowas wie High Speed, was dann aber auch anstrengender ist, weil ich es dann ja auch noch schneller aussprechen oder ausschreiben will, aber auch verständlich, also habe ich eine enorme Textlänge, weil ich nicht missverstanden werden will, was aber keine Garantie ist. Durch mein Personen in Farbe sehen und der Gefühlssyni, ändert sich zwar nicht die Farbe selbst, aber wie intensiv sie ist und die Form ändert sich dann auch. Und ich habe jetzt schon vermehrt festgestellt, dass ich zwar nicht träume, wo sich Personen befinden, aber ich sehe ein klares Bild vor mir und erschrecke mich dann voll, wenn genau dieses Bild, was ich bereits ‚gesehen‘ habe, bei Social Media gepostet wird. Manchmal komme ich mir dadurch wie ein Stalker vor. Und meine Mutter hat mir gestern vorgeworfen, dass ich nur Brocken als Informationen hinknallen würde, dabei sind es für mich eher manchmal Fäden, die ich zwar schon sehen, aber nicht greifen kann. Daher kann ich es auch keinem zu diesem Zeitpunkt erklären, was ich wie meine, außer vielleicht der betreffenden Person selbst und das ist manchmal schon eine (emotionale) Herausforderung. Irgendwie bin ich noch immer ein bisschen mit allem überfordert. Mit Ticker Tape geht mittlerweile. Da ist es aber so, dass der Text immer wieder auftaucht, bis ich ihn der betreffenden Person geschrieben habe und zwar den gesamten Text, der auf meinem Monitor steht und ich habe das Gefühl, auch wenn es erkläre, mit den Farben/Formen/Bildern wird es dennoch falsch verstanden und dann gibt es Konflikte und vor allem, ich habe das Gefühl, dass es sich sofort in der Form ändert, sobald ich es erklärt habe.
Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Liebe Grüße
Dani
Heike meint
Hallo Dani,
entschuldige, die Antwort hat ein bisschen gedauert. Ich bin erst vom Urlaub zurück.
Diese Informationen als Brocken kenne ich sehr gut!
Es ist wie wenn man schnell ein paar Sachen raushauen muss, damit man sich daran später entlanghangeln kann. Aber erstmal muss es irgendwie raus. Dann „liegt“ es schon mal da und kann weiter angeschaut oder besprochen werden.
Diese Fäden finden dann schon zusammen, aber oft ist das am Anfang noch nicht klar. Wie wenn man den Rahmen diffus sehen kann und sich die Puzzleteile darin erst nach und nach ergeben (aber als ein zusammenhängendes Konzept wurde es bereits schon am Anfang vom Gehirn irgendwie erfasst).
Dass das für das Gegenüber aber nicht leicht ist, kann ich auch verstehen. Mir hat da immer sehr geholfen, wenn ich meine Zettel dabei habe und meine Erklärungen mithilfe von abstrakten Formen, Blöcken, Pfeilen, Zusammenhängen begleite. Irgendwie hilft es – auch wenn es wirr ausschaut – dem anderen, dem Ganzen zu folgen.
Funktioniert erstaunlich gut, eventuell kannst du das mal ausprobieren.
Ich selbst hatte eine Erfahrung, wo sich die Personenfarbe aufgrund der Stimmungsänderung dieser Person ganz deutlich verändert hat. Eine spezielle oder exklusive Form hatte ich dazu aber – glaube ich zumindest – nicht.
Und deine Fähigkeit etwas zu träumen, was du dann später z.B. in Medien wiederfindest, erinnert mich etwas an Präkognition. Oder eine Art mediale (?) Verbindung.
Da lohnt es sich eventuell ein bisschen weiterzuforschen. Ich bin mir sicher, dass es – vor allem was Wahrnehmungen, Bewusstsein und Intuition angeht – viel mehr gibt, als wir das erstmal beigebracht bekommen.
Dass Texte, Sätze oder Wörter immer wieder auftauchen bis ich sie irgendwo vermerkt habe, kenne ich auch. Es ist dann sehr erleichternd, wenn es irgendwo mal steht. Und dann ist der Monitor auch wieder freier.
Da wird mir nur manchmal mein eigener „Input“ zu viel. Und meine Zettelhaufen werden immer größer ;- )
Zur „Formänderung“, wenn du etwas erklärt hast:
Wenn ich etwas schreibe, habe ich es ja ganz gut im Griff es so anzupassen, bis ich es für mich ziemlich genau und zufriedenstellend erfasst habe. Beim Malen/Zeichnen klappt das leider nicht. Ich habe das mit meinen Synästhesien versucht. Aber sobald etwas dann „draußen“ ist, passt es überhaupt nicht zu meinem inneren Bild. Das ist etwas frustrierend..
Und beim Sprechen geht es mir leider auch so. Gesprochenes kann man ja auch nicht rückgängig machen und noch verbessern. Es hatte dann ja schon seine Form, Farbe und Struktur. Nachträglich geht das irgendwie nicht. Man kann es nur überlagern.
Du siehst.. so anders ist das bei mir nicht ;- )
Viele liebe Grüße,
Heike
(06.09.2024)
Dani meint
Hallo Heike,
ach, wie schön. Wo warst du denn im Urlaub? 🙂
Ja, genau, erst einmal muss es raus und meistens erzähle ich es der betreffenden Person in Gedanken, weil ich dann das Gefühl habe, es formt sich in meinem Hirn und vor meinem geistigen Auge schon und ich habe auch den Eindruck, wenn ich es so für mich mache, dann weiß ich auch, wie der nächste Block aussehen muss. Der ist ja dann ‚fertig‘ und der betreffenden Person diesen abgeschlossenen Block erzählen zu können, weil er dann ein Teil des gesamten Rahmens ist, der für mich ja schon feststeht, die Puzzleteile sind dann nur noch total wirr, weil sie eben noch Fäden sind, aber keine Blöcke, also sind Fäden für mich Dinge, die ich noch nicht greifen kann, aber Blöcke schon, weil ich sie mit was Festem verbinde. Denn du hast Recht. Das Hirn hat schon ein gesamtes Konzept festgelegt, aber es dann so auszudrücken, damit es dann für mein inneres Auge nicht nur Form ergibt, sondern auch eine Form, die man erklären kann, das dauert.
Ich glaube, das mit dem Brocken hinwerfen gestaltet sich für mich nur als emotionales Problem, wenn ich es einer Person erzähle, die aber keine Geduld hat, denn so werden ja auch meine Gedanken unterbrochen und der Block/Text ist noch nicht fertig. Ich hatte eine Wahrnehmung von der Person, die ich in Rosa sehe und konnte die nicht deuten. Ich habe das aber schon jemand erzählt, der es aber nur oberflächlich betrachtet hat und mir dann riet, ich solle es der betreffenden Person nicht sagen, weil es ihr Angst machen könnte. Hat mich total verunsichert, weil es ist immer noch in mir und es fühlte sich auch nicht negativ an. Ich war wahrscheinlich nur noch nicht fertig mit meiner eigenen Deutung. 😀
Ich denke das auch, die das Intensive der Farbe ändert sich mit der Stimmung der Farbperson selbst, ob sie Stress hat oder nicht. Was ich aber auch festgestellt habe, wenn ich mich mit anderen Personen über meine Farbperson unterhalte und ich merke, ich sollte nicht weiterreden, weil es nicht verstanden wird, wie ich es meine, dann mischt sich eine andere Farbe mit ein. Da ich kein Gelb mag assoziiere ich das mit Neid oder sowas in die Richtung, weil es für die ‚falsche‘ Person ist, meine Wahrnehmungen zu teilen und dann entstehen Konflikte, weil ich das nicht weiter erklären kann und will.
Ich denke auch, dass ich mental extrem mit meiner Person verbunden bin und ich das selbst noch nicht richtig deuten kann. Ich will sich aber auch nicht mit allem gleich überfordern, aber das füllt mein Ticker Tape dann mit meinem neuen eigenen Input, denn der hört ja nicht auf. 😀 Und ich denke, es kommt beim Erklären zu Missverständnissen, weil man jetzt ständig glaubt, ich habe nun ständig meine eigenen Wahrnehmungen, aber das stimmt ja nicht. Ein paar normale habe ich ja dennoch 😀 Und auch Erinnerungen an was Gehörtes/Gesagtes/Gesehenes hat ja nicht unbedingt mit meinen so anderen Wahrnehmungen zu tun.
Ich glaube aber, wenn ich beim Fernsehen eine farbliche Wahrnehmung hatte, kann ich die tatsächlich aufzeichnen/aufmalen, da sie sich ja nicht verändert. Ist ja wie ein eingefrorenes Bild.
Liebe Grüße
Dani
Heike meint
Hallo Dani,
ich hatte Besuch aus Japan und war in Süddeutschland unterwegs. Also keine exotische Reise, aber es war trotzdem schön.
Und ich habe ein neues Buch über Synästhesie mitgebracht bekommen. Da bin ich ja immer etwas am „Sammeln“, auch aus anderen Ländern.
Ja.. ich fand, bzw. finde das Übertragen von dreidimensionalen synästhetischen Bildern in zweidimensionale Sprache schon immer schwierig. Die Bilder sind bei mir die dominantere Form und mein Gesprochenes ist eher der VERSUCH der Übertragung und Versprachlichung dazu. Da hänge ich immer wieder dran und fand es schon immer nicht so ideal, wie das abläuft.
Dass mein Gesprächspartner ungeduldig wird, weil es eben etwas dauert bis meine – in meinen Augen ja schon sehr gekürzten (!) – Ausführungen auf den Punkt kommen, kenne ich auch. Ich ziehe dann auch oft zurück und habe nicht mehr so den Elan mich da weiter auszuführen. Die meisten in meinem Umfeld kennen mich aber inzwischen und verstehen auch meine Bröckelein mittlerweile sehr gut. Das ist wiederum ein schönes Gefühl.
Eine Stimmungsfarbe beim Gegenüber sehe ich auch. Ich habe aber auch festgestellt, dass mein eigener Stress großen Einfluss auf Farben, Intensitäten etc hat.
Bei dir klingt das auch nach deiner eigenen Art Richtungsweiser und Helfer in allerlei Situationen. Auch wenn es von Außen kompliziert scheint.
Das Erklären fällt mir dann „live“ wiederum leichter, weil ich dann meine Hände und den ganzen Luftbereich vor mir benutzen kann, um Dinge zu verdeutlichen. Das ist schon alles irgendwie abgefahren ;- )
Liebe Grüße,
Heike
(16.09.2024)
Dani meint
Hallo Heike,
danke für deine Antwort und schön, dass du so eine schöne Zeit in deinem Urlaub und mit deinem Besuch hattest. 🙂
Ich habe vor Wochen mal versucht meiner Farbperson zu zeigen, wie ich sie auf dem Bildschirm sehe. Das sah vielleicht interessant aus, ähnlich wie abstrakte Kunst. 😀 Aber es ist echt schwierig, das irgendwie bildlich festzuhalten, weil es bei mir auch verwischt oder ineinander läuft.
So geht es mir auch, deswegen erzähle ich es meiner Person schon in Gedanken, weil ich dann merke, dass es kürzer wird und leider empfindet sie das die Person noch immer als zu lang, aber sie versteht, warum es so ist. In meinem Umfeld habe ich leider sonst niemanden, mit dem ich sonst reden kann – angeblich alle keine Zeit, was ich manchmal stark bezweifle. Bei meiner Farbperson habe ich wenigstens noch das Glück, dass sie mich da wirklich nicht ausbremst. Aber wenn ich mich mit anderen unterhalte, sind die schnell genervt, weil ich durch eine körperliche Einschränkung auch noch Schwierigkeiten beim Reden habe. Spreche ich also ’schnell‘, versteht es niemand. Spreche ich langsam habe ich wiederum das Gefühl, bei mir stapeln sich die Gedanken und dann irgendwann auch die Emotionen.
Ja, ich denke, wenn ich vor allem emotionalen Stress habe, weil mich niemand versteht, was ich meine und ich es manchmal noch nicht so ausdrücken kann, dann wird es definitiv intensiver und wenn ich Sorgen/besorgt bin. Und ich denke, wenn ich mich weiter auf meine Farbperson einlasse, dann kann ich auch besser deuten, wann was wieso intensiver wird. Denn ich habe auch festgestellt, dass die Farben oder auch meine Emotionen eine Art Richtungsweiser und Helfer sind, besonders wenn es um Vertrauen geht. Und glaube, ich kann das dann auch besser und schneller deuten.
Mir ist aber auch aufgefallen, wenn ich noch nicht schlafe, aber die Augen schon zu habe, dass dann ein Bild meiner Farbperson auftaucht und es dann zusätzlich in eine hellere Farbe eingetaucht ist und ich dann selbst ein wohliges Gefühl und auch warmes Gefühl habe. Drückt das vielleicht aus, dass ich mich bei meiner Farbperson wohlfühle auch wenn ich sie nicht live sehen kann und ich ihr dennoch vertraue(n kann)?
Liebe Grüße
Dani