Nachdem ich das erste Mal von Synästhesie gehört hatte, war ich für Wochen angefixt und habe vor allem erstmal das Internet danach durchforstet. Damals waren die Informationen im Netz noch recht spärlich und man musste ganz schön suchen, um an ausführlichere Informationen zu kommen.
In eine Buchhandlung bin ich natürlich auch gegangen… und habe mir fast alles bestellt, was ich zum Thema finden konnte. So viel war das damals aber noch gar nicht.
Seitdem schaue ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal nach, ob es neue Bücher und Erkenntnisse gibt. Inzwischen füllen diese Bücher auch einen großen Teil meines Regals.
Wenn Dich meine komplette Übersicht interessiert, kannst Du Dir hier die Bücherseite anschauen.
Für jemanden, der die Synästhesie erst neu für sich entdeckt hat oder wenn sich jemand als Einsteiger mit dem Thema beschäftigen möchte, kann ich die folgenden Bücher empfehlen:
1) Emrich / Schneider / Zedler: Welche Farbe hat der Montag?*
Das war tatsächlich mein allererstes Buch über Synästhesie. Anfangs habe ich vor allem Erfahrungsberichte von anderen Synästhetikern gesucht. Ich wollte einfach wissen, wie andere ihre Synnie-Welt wahrnehmen.
Die 1. Auflage wurde zwar schon 2002 veröffentlicht, eine 2. Auflage wurde 2016 herausgegeben.
Das Buch ist in 2 Teile aufgeteilt:
Die erste Hälfte ist der wissenschaftliche Teil. Neben einem Kapitel zur Geschichte und zur Funktion des Gehirns werden hier allgemeine Fragen zur Synästhesie behandelt:
z.B. wie Wahrnehmung gemessen werden kann, wie sich Synästhesie unterteilen lässt oder welche Theorien zur Erklärung dieses Phänomens es gibt.
In der zweite Hälfte kommen insgesamt 13 Synästhetiker zu Wort und beschreiben ihre Synästhesie. Den Teil fand ich als Suchende natürlich besonders spannend.
Es gibt auch einen Bilderteil in der Mitte zum Anschauen. Dort zeigen Synästhetiker, wie sie ihre Wahrnehmung künstlerisch in Bilder umgesetzt haben (z.B. Vivaldis „Herbst“ als Gemälde).
2) Duffy, Patricia: Jeder blaue Buchstabe duftet nach Zimt*
Ein kompaktes Buch, in dem die Journalistin Patricia Duffy ihren Alltag als Synästhetikerin beschreibt.
Angefangen von ihrer „Entdeckung“ als Jugendliche, dass sie anders als ihr Vater wahrnimmt, das erste Synnie-Treffen, über Beschreibungen aus Sicht als sie noch ein Kind war, spricht sie viele Lebensstationen an. Auch gibt sie Einblicke in die Welt anderer Synnies.
Eingestreut werden außerdem Abschnitte zu berühmten Synästhetikern, geschichtliche Aspekte und Erkenntnisse aus der Forschung.
Das Buch ist in lockerem Erzählton geschrieben und lässt sich sehr leicht lesen.
Wer auf der Suche nach den vielen kleinen Alltagswahrnehmungen und Erfahrungen als Synnie ist, macht mit diesem Buch nichts falsch.
3) Cytowic, Richard E.: Farben hören, Töne schmecken*
Neben „Welche Farbe hat der Montag?“ der 2. Klassiker unter den Synästhesie-Büchern.
Richard E. Cytowic ist DER Synästhesie-Forscher, der in den 80er-Jahren durch Zufall auf das Phänomen Synästhesie gestoßen wurde und daraufhin die Forschung dazu neu angetrieben hat.
Der amerikanische Neurologe beschreibt in diesem Buch, wie er zur Synästhesie-Forschung kam, welche Fragen sich ihm stellten und wie er mit den Testergebnissen seines ersten Synästhesie-Probanden u.a. Kriterien für eine Definition zusammenstellte.
Auch wenn manche Fakten zum Forschungsstand aus dem Buch (von 1993) mittlerweile überholt sind, finde ich die damalige Herangehensweise aus Sicht eines Arztes sehr interessant zu lesen.
Auch hier gibt es Abstecher in die Geschichte und in die Funktionen des Gehirns.
Insgesamt ist es etwas komplexer geschrieben als die beiden ersten Bücher.
4) Dittmar, Alexandra (Hrsg.): Synästhesien – roter Faden durchs Leben?*
Dieses Buch trägt viel Wissen jeweils zum Thema Synästhesie (Kapitel A) und zum Thema Orientierung (Kapitel B) zusammen.
Zunächst einzeln behandelt, werden die beiden Themen schließlich zusammengeführt (Kapitel C) und die Theorie betrachtet, dass synästhetische Wahrnehmungen in verschiedenen Aspekten Synästhetikern Orientierung geben können.
Sehr empfehlenswert auch wieder die Berichte von Synästhetikern im zweiten Teil des Buches. 20 Synästhetiker und ein Nicht-Synästhetiker erzählen persönlich von ihrem Erleben, vor allem eben in Bezug auf Orientierung.
Weil das Buch mit 375 Seiten sehr detailliert ist, lohnt sich ein Blick direkt in das Inhaltsverzeichnis, das von der Webseite von Alexandra Dittmar direkt abrufbar ist.
Wer sich tiefer und fundierter mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Es ist außerdem eine wahre Fundgrube an Verweisen zu weiterführender Literatur.
5) Tammet, Daniel: Elf ist freundlich und Fünf ist laut*
Daniel Tammet ist ein bekannter autistischer Savant und Synästhetiker. U.a. schildert er in diesem Buch eindrucksvoll, wie seine synästhetischen Wahrnehmungen ihm helfen, sich z.B. Zahlenreihen zu merken, komplexe Rechenaufgaben zu lösen oder eine neue Sprache zu lernen. Er wandert regelrecht durch mentale Landschaften.
Das Buch geht auf Synästhesie ein, aber hat sie nicht zum Schwerpunkt wie die oben genannten Bücher.
Trotzdem ist es ein wunderbarer Einblick, wie vielschichtig die Welt wahrgenommen werden kann. Mir hat es geholfen, mich mit meinen ganzen Synästhesien nicht mehr ganz so sonderbar zu fühlen.
Auf jeden Fall sehr unterhaltsam geschrieben und wirklich zu empfehlen!
Schreibe einen Kommentar